
Jetzt wird deutlich, wie riskant es ist, dass wir uns in Sachen Lebensmittelhandel so stark auf den Weltmarkt verlassen und immer weniger regionale Lebensmittel kaufen. Nur 10 Prozent der Angebote im Einzelhandel kommen noch aus der Region. Zahlreiche Ernährungsräte aus dem deutschsprachigen Raum fordern deshalb den Aufbau eines krisensicheren Ernährungssystems.
Versorgungssicherheit (nicht nur) in Zeiten der Corona-Krise durch regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft
In der Krise treten die Schwachpunkte unseres Ernährungssystems deutlich hervor. Globale Produktions- und Lieferstrukturen sind anfällig für Störungen. Ein Vulkanausbruch in Island, der den Flugverkehr lahmlegt, kann ebenso wie eine Pandemie oder ein Handelskonflikt die Lieferketten unterbrechen.
Gleichzeitig bestehen bereits gravierende Krisen, die ebenfalls einen drastischen Wandel in der Art wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren erforderlich machen: Die Klimakrise, das Artensterben, der hohe Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und künstlichen Düngemitteln in der Landwirtschaft, die großflächige Zerstörung von Lebensräumen wie z. B. Regenwäldern zum Anbau von Futtermitteln sowie der Verlust an Bodenfruchtbarkeit und Wasserreserven. Diese Krisen stellen eine ungleich größere Bedrohung für die Lebensmittelerzeugung dar, als die aktuelle Situation. Nicht zuletzt gehören ernährungsbedingte Krankheiten zu den größten Belastungen der Gesundheitssysteme in Deutschland und weltweit.
Eine stärkere Ernährungsversorgung aus regionalem und ökologischem Anbau und gemeinschaftlich getragene Versorgungsstrukturen in der Region könnten mehr Resilienz in Krisensituationen schaffen und durch lokale Wertschöpfung die Betriebe vor Ort stärken. Diese Formen der Landwirtschaft gilt es jetzt zu unterstützen. Wenn zurzeit die großen Rettungspakete geschnürt werden, dann darf die Frage der sicheren Ernährung nicht unter den Tisch fallen.
Daher fordern die Ernährungsräte: Ernährungswende jetzt!
Hintergrundinfos
Beim Netzwerktreffen von Ernährungsräten Ende 2018 wurde die Frankfurter Erklärung für gute Ernährung und Produktion beschlossen. Darin fordern die Beteiligten eine radikale Änderung der Produktionsweise für Lebensmittel und der Art und Weise, wie wir diese konsumieren und wertschätzen. Die Frankfurter Erklärung soll als Leitline für die Arbeit von Ernährungsräten dienen.
Wo es im deutschsprachigen Raum schon Ernährungsräte gibt, könnt ihr auf der Website des Netzwerks der Ernährungsräte auf der Karte nachschauen.
Einen Grundlagen-Artikel über Ernährungsräte gibt es außerdem beim Bundeszentrum für Ernährung.
Quelle: Pressemitteilung vom 5. April 2020
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