Antworten auf meine Fragen an bloggende Agrarier – Teil #2

Beitragsbild Fragebogen Agrarblogger

Der zweite Agrarblogger, der mir nach dem Agrar-Blogger-Camp 4.0 den ausgefüllten Fragebogen zurückgeschickt hat, ist Bernhard Barkmann. Er ist einer der Organisatoren des Camps und er bloggt auf BlogAgrar – dem Blog mit Bezug zur Landwirtschaft. Lest zum Beispiel mal Bernhards Artikel zu Land schafft Verbindung. Darin stellt er fünf Thesen auf, wie sich  die Protestbewegung der Bauern medial besser verkaufen könnte. Herzlichen Dank an Bernhard für die ehrlichen und ausführlichen Antworten!

Bernhard BarkmannBist Du Landwirt*in?

Ja.

Beschreibe bitte kurz Deinen Betrieb.

Ich bewirtschafte einen Familienbetrieb mit Platz für 1.500 Mastschweine, 150 Mastbullen und 35 Kälbern. Auf unseren Flächen – 53 ha Ackerland und 0,5 ha Grünland – bauen wir Futterpflanzen (Mais, Gerste, Weizen und Roggen) für unsere Tiere an.

Für viele Leute sind das große Tier-Zahlen. Deshalb bezeichne ich mich selber gerne als kleinbäuerlicher Massentierhalter. Kleinbäuerlich ist unser Betrieb, weil die Flächenausstattung relativ gering ist. Ich komme aus dem Landkreis Emsland und hier haben wir noch 3.600 Vollerwerbsbetriebe, die durchschnittlich 50 ha groß sind, aber eine ähnlich große Viehausstattung haben wie wir. In meinem Dorf sind wir noch fast 30 Bauern. Mein 12-jähriger Sohn geht aufs Gymnasium und ist einer von drei Bauernkindern. Ich finde, das sind noch kleinbäuerliche Strukturen.

Wie vermarktest Du Deine Produkte?

Unsere Hauptprodukte sind die Mastschweine und Mastbullen, die wir aufziehen. Bei der Vermarktung arbeite ich mit verschiedenen Viehändlern zusammen, die die Tiere zu den Schlachthöfen transportieren und dort schlachten lassen. Die Verkaufserlöse überweisen die jeweiligen Viehhändler. Ich kann bei der Vermarktung allerdings bestimmte Schlachthöfe ausschließen, zu denen meine Tiere nicht gefahren werden sollen. So meide ich die Schlachthöfe von Tönnies, weil mir das Geschäftsgebahren dieses Unternehmens nicht gefällt. In der Vergangenheit haben wir an verschiedenen Qualitätsfleischprogrammen teilgenommen, die aber leider immer wieder gescheitert sind. Damit sollte besonders kontrollierte und regionale Erzeugung dokumentiert und als Marke etabliert werden. Leider hat dieses nicht langfristig funktioniert. Es ist leider bereits ein Problem, dafür 1ct pro kg Fleisch mehr zu erlösen. Und dann rechnet sich das einfach nicht mehr für mich. Regionalität, mehr Tierwohl- das ist erwünscht, aber bitte zum normalen Preis…
Dass Bauern eine eigene erfolgreiche Marke aufbauen, ist nicht im Interesse der großen Lebensmittelhändler.

Welche Herausforderungen machen Dir zu schaffen?

Aktuell sind alle Agrarmärkte unter Druck – wegen Corona. Ansonsten bereitet mir die Verschärfung der Düngeverordnung erhebliche Kopfschmerzen. Da weiß ich aktuell noch nicht, wie ich meine Pflanzen noch vernünftig ernähren kann. Generell steigen die Anforderungen, ohne dass dafür ein Ausgleich zu erlösen ist.

Was würdest Du Dir wünschen von (…)?

a. Food-Bloggern: Eine bessere Vernetzung, Austausch und eventuell gemeinsame Projekte.

b. Verbrauchern: Mehr Wissen über Lebensmittel. Und dann kommt das bewusste Einkaufen und die Wertschätzung der „unedlen“ Teile des Schlachtkörpers (z.B. Innereien und Beinscheibe) von alleine. Auch das Wegwerfen von Lebensmitteln würde dadurch schon weniger werden. Aber das ist leichter geschrieben als umgesetzt.

c. Handel: Der Handel sollte nicht nur den Preis in den Vordergrund setzen, sondern auch Qualität und Herkunft als wichtige Parameter beim Einkauf, idealerweise in Verbindung mit einer langfristig angelegten Lieferbeziehung.

d. Politik: Weniger ideologisch motivierte Entscheidungen wie beim Insektenschutzprogramm, das den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sehr stark einschränkt. Außerdem wünsche ich mir, dass alle Parteien die vielen Zielkonflikte, die es in der Landwirtschaft gibt, auch anerkennen. Die Politik sollte als Ziel eine möglichst große Inlandserzeugung (bzw. Selbstversorgung) von Lebensmitteln haben.

Warum bloggst Du?

Ich möchte mit meinem Blog die Ansichten eines konventionellen Bauerns öffentlich machen, die selten mit dem Mainstream deckungsgleich sind. Ich finde, dass die Landwirtschaft in der Medienwelt zu oft zu schlecht abschneidet.

Welche Zielgruppe(n) möchtest Du erreichen?

Da es in meinem Blog oft um agrarpolitische Themen geht, möchte ich gerne Politiker, Wissenschaftler, Umweltschützer, Verbraucherschützer und andere Bauern erreichen. Natürlich sind auch Verbraucher herzlich willkommen!

Nutzt Du auch soziale Netzwerke für Deine Kommunikation? Wenn ja, welche?

twitter.com/BlogAgrar
instagram.com/blogagrar
facebook.com/BlogAgrar
youtube.com/user/BlogAgrar

Fotos Bernhard Barkmann und Familie
www.blogagrar.de

Melanie Kirk-Mechtel
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