Der BMEL-Ernährungsreport 2020 ist da

Cover BMEL-Ernährungsreport 2020

Heute wurde der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt. Er ist eine Art Verbraucherbarometer, der im Bereich Ernährung wichtige Impulse für die politische Arbeit aufzeigen soll. Dazu befragt das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des BMEL rund 1000 Bundesbürger*innen ab 14 Jahren, um aktuelle Trends, Meinungen und Wünsche zu den Themen Ernährung und Lebensmittel zu erfassen. Die Ergebnisse werden seit 2016 jährlich im Ernährungsreport zusammengefasst.

Anlässlich der Vorstellung des Ernährungsreports 2020 hat das BMEL eine kleine Übersicht zu vier Fragen mit den dazugehörigen Infografiken veröffentlicht. Den Beitrag findet ihr hier: Ernährungsgewohnheiten in Deutschland: Ernährungsreport 2020 veröffentlicht. Dort gibt es nicht nur den aktuellen Ernährungsreport als PDF zum Herunterladen, sondern auch die Forsa-Umfrageergebnisse mit Tabellen.

Regionalität spielt beim Einkauf eine große Rolle

Es ist ja immer so eine Sache mit Umfragen: Man kann nicht sagen, wie viele von den 83 % der Befragten nicht nur angeben, dass für sie die Regionalität beim Einkauf von Lebensmitteln wichtig ist, sondern auch regelmäßig (tatsächlich) regional einkaufen. Erfreulich ist aber auf jeden Fall, dass – im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2017 – der Anteil derjenigen tendenziell leicht gestiegen ist, die Wert auf regionale Produkte legen. Gesunken ist dagegen der Anteil derer, die vor allem auf den Preis achten. Frauen geben deutlich häufiger als Männer an, dass sie Wert auf regionale Lebensmittel legen bzw. auf die Produktinformationen achten.

Interessant finde ich auch den Fakt, dass sich Konsument*innen von Landwirten wünschen, diese mögen ihre Produkte (auch) regional vermarkten. 44 % der Deutschen denken das. Bei den Frauen ist es jede zweite. Und bei den Personen ab 30 Jahren sind es 48 bzw. 49 %, während die Jüngeren nur zu 25 % dieser Meinung sind.

Die Bedeutung regionaler Lebensmittel steigt in der Corona-Krise

Das Thema Regionalität von Lebensmitteln bekommt in der Corona-Krise eine besondere Aktualität und ist stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt. So zeigte eine zweite, kurzfristig durchgeführte Forsa-Umfrage mit dem Titel Einfluss der Corona-Krise auf das Koch- und Essverhalten, dass für mehr als jede dritte befragte Person (39 %) die Landwirtschaft in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen hat. Das trifft vor allem für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu (47 %). 7 % der Befragten gaben an, in der Corona-Krise häufiger als zuvor Lieferangebote wie Abo-Kisten von Landwirten aus der Region zu nutzen.

Wenig überraschend ist, dass vor allem bei den frischen Lebensmitteln auf Regionalität geachtet wird. Hier noch die Ergebnisse dazu:

Mal schauen, ob dieser Trend auch mittel- und langfristig bestehen bleibt. Wünschen würde ich es mir jedenfalls. Und mit mir viele andere Foodies, die sich in verschiedensten Initiativen, Projekten und Unternehmen engagieren, um die regionalen Wertschöpfungsketten zu stärken. In meinem Umfeld sind das zum Beispiel die Regionalwert AG Rheinland, die Bonner Initiative für einen Ernährungsrat, der Stadt.Land.Markt. e. V. – in Kooperation mit der Bio-Stadt Bonn zum Beispiel mit dem Projekt Wir feiern gutes Essen vom Acker über den Teller bis zum Kompost – und die Marktschwärmer.

Letztere haben vor Kurzem auch mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e. V., dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e. V. und Ernährungsräten gemeinsam mit dem Bundesverband der Regionalbewegung e. V. erklärt: Es ist höchste Zeit für eine Regionalisierung in der Ernährungswirtschaft! 

Eine Versorgung überwiegend aus regionalen Wirtschaftskreisläufen – und das weltweit – könnte Regionen in Krisensituationen resilienter machen und durch lokale Wertschöpfung auch Kleinst-, kleine und mittlere Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Daher drängen der Bundesverband der Regionalbewegung e. V., die Marktschwärmer Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e. V., das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e. V. und Ernährungsräte gemeinsam auf eine Regionalisierung und damit De-Globalisierung in der Ernährungswirtschaft. Bund und Länder sind hier gefragt, Regionalisierungsstrategien gemeinsam mit den relevanten Praxisakteuren der Land- und Ernährungswirtschaft zu entwickeln.

Einen Überblick zum Thema bietet auch der Artikel Regional einkaufen des Bundeszentrums für Ernährung. Und kürzlich habe ich hier im Blog mal resümiert, wie es bei mir persönlich mit dem Einkauf von regionalen Lebensmitteln aussieht.

Melanie Kirk-Mechtel
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