Veganer wehren sich gegen die Aussage von Sarah Wiener, sie würden sich mehr und mehr von Fleischersatzprodukten ernähren. Eine Umfrage beweist das Gegenteil. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass der Markt für diese Produkte boomt.
Vor kurzem habe ich im Artikel Pflanzlicher Fleischersatz – Potential für die Lebensmittelwirtschaft für das Blog des Wissensdienstleisters Nimirum beschrieben, dass der Markt für Fleischersatzprodukte auch in Zukunft wachsen wird. Verantwortlich dafür sind aber (laut Marktforschern) wahrscheinlich weniger die Veganer als die große Gruppe der so genannten Flexitarier verantwortlich, die neben moderaten Mengen an Fleisch und Wurst immer häufiger Ersatzprodukte konsumieren.
Ernährungsexperten urteilen, dass viele Fleischersatzprodukte wegen ihres hohen Verarbeitungsgrades nur eingeschränkt empfehlenswert sind. Sie sollten daher nur ab und zu auf den Tisch kommen. Nun erregte Star-Köchin Sarah Wiener die Gemüter vieler Veganer
mit ihren Warnungen vor einer veganen Ernährung. Einige Veganer ernährten sich vor allem von hochverarbeiteten Produkten, wie Seitan-Truthahn.
wie in einer Pressemitteilung des veganen Informationsportals www.vegan.eu geschrieben steht. Die Aussage von Sarah Wiener nahm das Portal zum Anlass, eine Umfrage unter mehr als 1000 Veganern zu starten. Das (für mich gar nicht) erstaunliche Ergebnis:
Fast kein Veganer isst jeden Tag Fleischersatz. Mehr als zwei Drittel der befragten Veganer essen derartige Produkte sogar höchstens einmal in der Woche oder gar nicht.
Umfrageergebnisse im Detail
68,6% der Befragten essen veganen Fleischersatz seltener als einmal wöchentlich, 14,8% einmal in der Woche, 11,3% zwei bis dreimal in der Woche, 4,4% vier bis sechsmal in der Woche und gerade einmal 0,8% verzehren veganen Fleischersatz täglich. Nicht einmal jeder hundertste Veganer isst also täglich veganen Fleischersatz!
Der Verzehr von Imitaten spezieller Fleischarten, wie der von Sarah Wiener genannte vegane Truthahn ist laut Umfrage verschwindend gering, weshalb ich hier die genauen Zahlen unter den Tisch fallen lasse.
Eine Umfrage schadet nie – auch wenn die Ergebnisse zu erwarten waren. Der Grund, Sarah Wieners Behauptung so vehement zu wiederlegen, scheint nicht allein die Aussage selbst gewesen zu sein, sondern das dazugehörige Medienecho:
Vegan.eu wirft Sarah Wiener vor, eine Scheindiskussion angestoßen zu haben, die mit den tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten vegan lebender Menschen nichts zu tun habe. Diese Diskussion sei in den Medien leider ohne Bezug auf das tatsächliche Ernährungsverhalten von Veganern aufgegriffen worden.
so die Pressemeldung.
So weit, so gut. Wer Sarah Wiener kennt, weiß, dass Sie sich für gute, natürliche Lebensmittel einsetzt – und darum hoch verarbeitete Produkte, ob vegan oder nicht – verabscheut. Dieser Meinung sind auch die meisten Veganer aus der Umfrage: 74,5% gaben an, hoch verarbeitete Produkte zu vermeiden und vorwiegend Bio-Lebensmittel einzukaufen. 76,4% achten in der Ernährung auf viel Vollkorn, 84,7% auf viel Obst und 94,8% auf viel Gemüse.
Also ist doch alles bestens! Für mich bleiben die Fragen, warum Aussagen einer prominenten Köchin immer so große Bedeutung beigemessen werden und warum sich Anhänger bestimmter Ernährungsstile (bzw. diejenigen, die sich zu deren Sprechern machen) so leicht auf die Palme bringen lassen…
Den gesamten Beitrag zur Umfrage finden Sie hier>>
Und hier noch ein aktueller Atikel zum Thema auf handelsblatt.com: Der Streit um die Tofu-Wurst
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