Lebensmittel lagern wie Oma

Joana Schmitz, Absolventin der FH Münster, hat ein Aufbewahrungssystem für Lebensmittel entwickelt, in dem Karotte, Kartoffel & Co. außerhalb des Kühlschranks lange haltbar sind. Dabei griff sie auch auf Wissen ihrer Großmutter zurück. Denn früher wussten sich die Menschen auch ohne Technik zu helfen.

„Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass alles nur gekühlt länger frisch bleibt“, erklärt Joana Schmitz.

Ein Apfel hält Kartoffeln länger frisch

„Meine Oma ist eine wichtige Impulsgeberin gewesen“, sagt die Absolventin des Fachbereichs Design an der FH Münster. Zu Kartoffeln, die die Großmutter dunkel und trocken in einer Kiste lagerte, legte sie einen Apfel. Dies sollte verhindern, dass die Knollen schnell keimen. Ob das wirklich so ist, untersuchte Joana Schmitz unter wissenschaftlichen Bedingungen. Und tatsächlich – die Kartoffeln fingen fünf Tage später an zu keimen, wenn ein Apfel dabei war. Der Grund: Das Reifehormon Ethen, das Äpfel in ihre Umgebung abgeben, ist für die verzögerte Keimung verantwortlich.

Vom Wissen zum Aufbewahrungssystem

Die junge Frau recherchierte ausgiebig die Bedürfnisse der einzelnen Lebensmittel sowie die Eigenschaften von Lagermaterial und machte sich zum Thema Hygiene schlau. Auf Basis ihrer Recherchen baute sie anschließend Modelle in der Werkstatt des Fachbereichs Design: zunächst eine Kiste aus regionalem Ahorn für Kartoffeln und Zwiebeln, dazu einen Deckel aus Kork mit kleinen Löchern, durch die das Ethen der Äpfel in die Kiste strömen konnte. Hinzu kamen ein Modul für Eier und eines für Fruchtgemüse wie Paprika und Zucchini. Das vierte Aufbewahrungsmodul ist für aufrecht wachsendes Gemüse gedacht. Warum das? „Liegen etwa Karotten und Spargel waagerecht, verlieren sie mehr Energie, weil sie in die aufrechte Position zurückstreben.“ Alle vier Module sind schlicht designt, die Lebensmittel sollen im Vordergrund stehen. „Schönheit und Duft von Nahrungsmitteln werten jede Küche auf. Sie sind immer sichtbar und verderben nicht heimlich, still und leise in der hintersten Ecke des Kühlschranks.“, sagt Joana Schmitz.

Design und Funktion gegen Lebensmittelverschwendung

Das Aufbewahrungssystem umfasst insgesamt vier Module. Hier zu sehen sind die Module für Eier, Fruchtgemüse und Kartoffeln. Dazu gehört noch eines für aufrecht gewachsenes Gemüse wie Möhren.
Das Aufbewahrungssystem umfasst insgesamt vier Module. Hier zu sehen sind die Module für Eier, Fruchtgemüse und Kartoffeln. Dazu gehört noch eines für aufrecht gewachsenes Gemüse wie Möhren.

Mit ihrer Bachelorarbeit will die junge Absolventin einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten. Denn „Einer der Gründe ist sicherlich, dass wir oft nicht wissen, wie wir Lebensmittel richtig lagern“, sagt sie. Weil sie dieses Problem bewusster machen möchte, hat Joana Schmitz ihr System Bewusst wie genannt. „Ein gutes Beispiel, wie Design auf sinnvolle und einfache Art den Alltag verbessern kann“, findet Prof. Steffen Schulz, der ihr als Erstbetreuer zur Seite stand. Das ernährungswissenschaftliche Know-how trug Prof. Dr. Guido Ritter vom Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management bei. Schmitz wünscht sich, dass ihr Aufbewahrungssystem Bewusst wie in Serie produziert wird.

Die Großmutter hätte es sicherlich gefreut, so Schmitz, dass altes Wissen ihrer Enkelin zu einem Studienabschluss verholfen hat. „Für Oma war es selbstverständlich, so wertschätzend mit Lebensmitteln umzugehen. Wir müssen das erst noch verinnerlichen.“

Ich drücke die Daumen, dass Bewusst wie irgendwann im Handel zu haben ist. Bis dahin kann sich jeder von uns ein wenig Wissen aneignen, um Lebensmittel richtig zu lagern und weniger von ihnen wegschmeißen zu müssen. Der aid infodienst zum Beispiel hat Infos zum Thema Lebensmittel richtig lagern kompakt zusammengestellt und bietet die Tabelle Kühlschrankverträgliches und kälteempfindliches Obst und Gemüse zum Download an.

 

Quelle: FH Münster/Pressestelle

Melanie Kirk-Mechtel
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