Vegetarisch oder vegan – das V-Label schafft Klarheit

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Das V-Label, vergeben vom Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU), ist auf immer mehr Lebensmitteln zu finden. So können Verbraucher auf einen Blick erfassen, ob Produkte vegetarisch oder vegan sind. Auch die Hersteller bekannter Marken sowie Discounter nutzen die Kennzeichnung zunehmend als Orientierungshilfe für Kunden, die sich fleischlos ernähren möchten. Weil die großen Konzerne zur Konkurrenz von kleineren Fleischersatz-Anbietern geworden sind, gibt es aber auch Kritik.

Das V-Label ist ein international geschütztes Qualitätssiegel zur Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln und Produkten. Es wird inzwischen von rund 400 Partnern als Orientierungshilfe auf Verpackungen eingesetzt, darunter Namen wie FRoSTA, HARIBO, Valensina, Rügenwalder Mühle, Bonduelle, Knorr, Erasco, Alpro und Tartex sowie die Discounter ALDI Süd und NORMA. Dazu sagt Julia Katharina Schneider, Projekt- & Qualitätsmanagement V-Label beim VEBU:

Die großen Marken möchten den Einkauf für ihre Kunden so leicht wie möglich gestalten. Für viele Verbraucher ist es wichtig, auf den ersten Blick zu erkennen, ob ein Produkt vegetarisch oder vegan ist. Das V-Label erspart das Lesen von langen Zutatenlisten oder die aufwendige Nachfrage beim Hersteller. Die Kunden können einfach zugreifen.

Welche Vorteile hat das V-Label?

Hersteller von vegetarischen und veganen Produkten könnten ihre Waren auch mit eigenen Logos und Bezeichnungen versehen, und das tun auch einige. Ein Problem dabei ist jedoch, dass es keine gesetzliche Definition dafür gibt, was vegan oder vegetarisch ist. So geht es bei vielen Herstellern lediglich um die im Produkt enthaltenen Zutaten. Dass ein Saft zum Beispiel mit (aus Schlachtresten gewonnener) Gelatine geklärt wurde, wird nicht in jedem Fall kenntlich gemacht. Das V-Label hingegen unterliegt klar definierten Kriterien und bietet damit eine eindeutige Vergleichbarkeit. Denn die Prüfer haben auch Produktionshilfs- und Trägerstoffe von Vitaminen und Aromen im Blick, die bei der Herstellung verwendet werden.

Wie Ergebnisse des Branchenreports Vegetarisch & Vegan vom Institut für Handelsforschung (IFH) zeigen, ist ein Ende des Booms von fleischfreien Produkten noch lange nicht in Sicht. Davon profitieren in erster Linie die Supermärkte, die ihr Angebot an veganen und vegetarischen Lebensmitteln kontinuierlich ausbauen. Vor allem Fleisch- und Milchalternativen sorgen für steigende Umsätze. Dabei sind es neben Vegetariern und Veganern auch die sogenannten Flexitarier und die Allesesser, die zu den neuen Alternativen greifen.

Infografik IFH_Markt für vegetarische und vegane Lebensmittel_VEBU
Diese neue Zielgruppe haben auch große Firmen wie Rügenwalder für sich entdeckt, die ihr Hauptgeschäft eigentlich mit Fleisch- und Wurstwaren machen. Während bei Rügenwalder klar ersichtlich ist, dass das Unternehmen sowohl echte als auch vegetarische Frikadellen herstellt, muss man bei anderen Marken etwas genauer hinsehen. Welche Firmen hinter Fleischersatzprodukten stecken, hat die Daniel Schneider für vegannews.de recherchiert und im Artikel Fleischalternativen im Überblick – Marktentwicklung und Hersteller aufgelistet.

Vielen kleineren Unternehmen, die ethisch motiviert sind und schon seit Längerem vegane Produkte vertreiben, gefällt es gar nicht, dass die großen Fleischproduzenten zu Konkurrenten werden. Lord of Tofu ist sogar aus dem VEBU ausgetreten, weil dieser Fleischproduzenten bei der Vermarktung ihrer fleischfreien Produktrange durch die Auszeichnung mit dem V-Label unterstützt. Laut Lord of Tofu führe dies zu einer Auslistung veganer Produkte kleiner und ethischer Hersteller aus den Supermarktregalen, wie es in der Stellungnahme des Tofu-Herstellers vom Oktober 2015 heißt.
Dazu der VEBU:

Der VEBU unterstützt auch kleinere Anbieter, die ein rein vegetarisches und veganes Produktangebot haben. Die Unternehmen, die am Markt etabliert sind, stoßen inzwischen jedoch an Kapazitätsgrenzen. Zudem kann ein kleiner Anbieter ein vergleichbares Volumen z. B. bei der Bewerbung von Produkten nicht tragen. Die kleinen Unternehmen werden unseres Erachtens langfristig davon profitieren, dass sich Konsumenten grundsätzlich für vegetarische und vegane Fleischalternativen interessieren. Eine Konkurrenzsituation entsteht nicht.

Laut einer Umfrage im oben genannten Artikel auf vegannews.de ist der Absatz von Fleischalternativen auch bei kleinen Produzenten gestiegen. Und in einem Interview im veganmagazin von Oktober/November 2015 sagte Jan Bredack, Geschäftsführer der Veganz Märkte, dass die Produkte der kleineren Unternehmen sowieso nicht bei Edeka, Rewe oder Kaufland gelistet seien.

(…) Deswegen sehe ich nicht, dass diese Produkte da verdrängt werden, denn die gab es ja breitflächig nie dort. – Jan Bredack

Letztendlich muss mal wieder der Verbraucher entscheiden, ob er eine Wurst aus Hühnereiweiß oder ein Schnitzel aus Milch – aus konventioneller Erzeugung – wirklich als nachhaltig empfindet und ob er Fleischproduzenten durch den Kauf von Produkten deren vegetarischer Linien unterstützen möchte. Der VEBU sieht es jedenfalls so:

Das kurzfristige Ziel ist es, die Verfügbarkeit von vegetarisch-veganen Produkten im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel zu verbessern. Das langfristige Ziel ist es, den Fleischkonsum in der Gesellschaft zu reduzieren.

Mehr Infos zum V-Label gibt es unter www.vebu.de/v-label

Melanie Kirk-Mechtel
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